Donnerstag, Februar 11, 2016

Vermischtes vom 11. Februar 2016

1. Die drohende Verschärfung des Sexualstrafrechts durch Justizminister Heiko Maas (SPD) gehe zu weit, die Eile schade – argumentiert Tonio Walter in der ZEIT:

Der Tatbestand, der das "Grapschen" strafbar machen soll, tut dies mit den Worten "überraschende sexuelle Handlung" (etwas vereinfacht). Eine Straftat wäre es so aber auch, wenn eine Frau ihrem Ehemann von hinten in den Schritt fasst. (...) Ferner ist die Strafdrohung zu hoch: Sie reicht bis zu zehn Jahren Haft, das ist das Doppelte der Strafe bei einer Körperverletzung. Ein Griff wohin auch immer ist aber nicht doppelt so schlimm wie ein Faustschlag ins Gesicht.


Der Gesetzesentwurf gehe zu weit,

denn er erfasst zum Beispiel auch eine Chefin, die ihren Mitarbeiter – verheiratet, zwei Kinder – zum Sex in ihr Büro bittet und es für möglich hält, dass der Mann mitmacht, weil er um seinen Job fürchtet. Ist dies tatsächlich so, macht sie sich nach dem Entwurf selbst dann strafbar, wenn sie auch ohne Sex nie vorhatte, ihm zu kündigen; ja sogar dann, wenn es dafür überhaupt keinen Anhaltspunkt gab. (...) Auch die Strafdrohung ist wieder zu hoch. Kommt es zum Geschlechtsverkehr, wird sie exorbitant: Bis zu 15 Jahre Gefängnis warteten in unserem Fall auf die Chefin – weit mehr, als wenn sie ihrem Mitarbeiter die Augen auskratzt, die Zähne ausschlägt und die Arme absägt


Zwei Dinge sind hier erwähnenswert: zum einen, dass es von feministischer Seite noch immer Proteste gibt, dieser Gesetzesentwurf ginge nicht zu weit, sondern nicht weit genug. Der Schutz von Frauen vor sexuellen Berührungen wird hier absolut gesetzt und übersteigt sämtliche anderen Werte wie beispielsweise die Verhältnismäßigkeit von Strafen. Wer widerspricht, zum Beispiel ein Männerrechtler, wird als verantwortungsloser Frauenhasser gebrandmarkt.

Zum anderen fällt in diesem Zusammenhang auf, dass Tonio Walter, um zu illustrieren, wie irre das von Heiko Maas geplante Gesetz ist, Beispiele konstruiert, bei denen der "Täter" eine Frau ist – so als wäre er sicher, dass die Leserschaft bei einem Mann, der Opfer dieses Gesetzes wird, sowieso nur desinteressiert mit den Schultern zuckt. Erfreulicherweise erklärt Walter im Schlussteil seines Artikels: "Das Strafrecht gilt nicht nur zugunsten von Frauen" – was in der feministischen Ideologie und der von ihr vor sich hergetriebenen SPD gerne vergessen geht:

Aber das Strafrecht gilt nicht nur zugunsten von Frauen, schützen kann es gerade bei den Sexualdelikten kaum jemanden, und sofern es tatsächlich präventiv wirkt, bleibt völlig egal, ob fünf Jahre Gefängnis drohen, zehn oder hundert. Das ist empirisch erwiesen. Und noch ein Problem wird durch die geplante Reform verschärft: Die neuen Tatbestände sind voraussetzungsarm. Das heißt, man macht sich schnell strafbar – und es ist leicht, jemanden falsch zu beschuldigen. Diese Gefahr wird in der Reformdiskussion bislang ausgeblendet. Zu Unrecht, denn die Zahl falscher Beschuldigungen wegen eines Sexualdelikts ist in den letzten Jahren stark gestiegen. Experten schätzen sie heute auf ein Drittel bis zur Hälfte.


Ein Drittel bis zur Hälfte – als ich diese Rate vor einigen Jahren offenlegte, war der Furor im feministischen Lager (etwa in der "taz") groß. Geätze der Radikalfeministin Ilse Lenz und ihres Zöglings Hinrich Rosenbrock sind heute noch Teil des Wikipedia-Artikels über mich. Wer nicht hinnehmen will, dass Männer wegen Falschbeschuldigungen über Jahre im Knast landen und/oder sich deshalb das Leben nehmen, muss zum Unmenschen stilisiert, diffamiert und sozial ausgegrenzt werden. Selbst das sogenannte "Bundesforum Männer" wirkt emsig an solchen Diffamierungen mit. Zu groß ist offenbar die Angst, sonst selbst als Verharmloser sexueller Gewalt angeprangert zu werden. Wo der Feminismus regiert, regiert oft genug blindwütiger Hass.



2. Oder die Absurdität: Im österreichischen Klagenfurt ist Reinhard Schinner zur Parteiobfrau der Grünen gewählt worden. Reinhard Schinner ist nicht transsexuell: Bei den Klagenfurter Grünen wird auch ein männlicher Chef als "Vorsitzende", ein männlicher Referent als "Referentin" bezeichnet.



3. Wir bleiben in Österreich: Dort sollen Asylbewerber in eine Damensauna eingedrungen sein. Die Hysterie war wieder mal groß, von vereitelten "Sex-Übergriffen" war die Rede. Eine Frau schlug die Kennzeichnung von Asylbewerbern vor. Das Ganze wurde so wild, dass schließlich zwei Österreicher Jungen beichteten, die "Täter" gewesen zu sein. Sie seien nach dem Schwimmen

leider falsch abgebogen und standen plötzlich im Sanitärbereich der Sauna", erzählt der 18-Jährige. In diesem Moment kamen Benützer aus der gemischten Sauna – keiner Damensauna, wie behauptet wurde. Ein Mann sagte "Husch, husch" und verscheuchte sie mit Handbewegungen, die sie als ziemlich herablassend empfanden. Die unbekleideten Damen im Hintergrund hätten nur gekichert.




4. Einer aktuellen Studie zufolge ist Männern bei der Partnerwahl Intelligenz inzwischen wichtiger als Schönheit:

Dabei stellte sich heraus, dass Männer offenbar in erster Linie kluge Frauen bevorzugen und schöne Gesichter und Rundungen als zweitrangig betrachten. Die Ergebnisse rütteln an dem Dogma, dass unsere Partner-Präferenzen evolutionsbiologisch festgeschrieben sind.


Mit einer Widerlegung der Studie durch den Evolutionsbiologen Christian Schmidt wird im Laufe der nächsten Tage gerechnet.



5. Auch in Deutschland soll ab dem 17. März der Digitalkanal Broadly starten, der von jungen Frauen "für selbstbewusste junge Frauen gestaltet" wird und den Anspruch erhebt, "kein Blatt vor den Mund zu nehmen". Seine Themen sollen aus den Bereichen Gesellschaft, Feminismus, Karriere, Sex, Politik und Kultur kommen. Die Chefredakteuerin Lisa Ludwig erklärt: "Wir sind selbstbestimmt, wir sind stark und entscheiden selbst, wie wir aussehen oder wofür wir kämpfen wollen. Es ist eigentlich lächerlich, dass man das überhaupt betonen muss, aber: Wir haben ein Medium verdient, das uns, unsere Ziele, Interessen und Probleme, ernst nimmt."

Die Artikel, die ich von Lisa Ludwig auf Genderama benhandelt habe, sind durchmischt. Einerseits analysierte Ludwig treffend, wie der Frauen-Bestseller "50 Shades of Grey den Missbrauch von Jungen sexy macht", wobei Ludwig auch anprangerte,

was für ein abgefucktes Männerbild eigentlich viele haben. Reich soll er sein, schön und perfekt gebaut, bestimmend und immer dann fordernd, wenn es der Frau aus Entscheidungsfaulheit oder sexuellem Interesse gerade passt. Die Welt soll er ihr erklären, sie galant durch den Alltag führen und jede gemeinsame Stunde zu einem Abenteuer machen. Er muss kuscheln und sich öffnen, darf gleichzeitig aber auch nicht zu viel von sich preisgeben.


Anderseits polemisierte sie auch schon mal gegen "eingeschnappte Männerrechtler":

Und wenn die gepeinigten maskulinen Seelen da draußen nicht einmal für einen Tag mit ihrem peinlichen Selbstmitleid bei sich halten und allen Ernstes die Frage stellen müssen, was der Feminismus bisher eigentlich für MÄNNER getan hat, dann ist man versucht, sich lachend in den Kopf zu schießen.

(...) Wenn manchen Menschen zum Weltfrauentag, einem vom Grundsatz her ideologiefreien Feiertag, nichts Besseres einfällt, als auf sämtlichen Social-Media-Kanälen Hass, Verschwörungstheorien und Selbstmitleid zu streuen — dann wünsche ich mir einen "Schlag den Bastard, der im Internet Unsinn verbreitet"-Tag. Oder vielleicht gleich eine ganze Woche.


Mit anderen Worten: In Lisa Ludwigs Augen sind Frauen selbstbestimmt, stark und entscheiden selbst, wofür sie kämpfen wollen. Männer hingegen, die politisch ähnlich fordernd auftreten, sind selbstmitleidig und lächerlich. Klingt nach der altbekannten Botschaft, nur noch mal neu verpackt.



6. Der liberal-konservative Feminismuskritiker Milo Yiannopoulos begann seine Vortragsreihe bei US-amerikanischen Hochschulen an der Universität Rutgers in New Jersey. Muss ich hier eigentlich noch weiterschreiben, oder ist sowieso schon klar, was dort passierte? Hübsche Videoaufnahmen von den Tumulten und den mit Kunstblut verschmierten Gesichtern findet man auch auf der hier verlinkten Website.

Umgekehrt gibt es Männerrechtler, die feministische Veranstaltungen stürmen, bis heute nur in der feministischen Angstphantasie.

Für den 17. Februar ist ein gemeinsamer Auftritt von Milo Yiannopoulos und Christina Hoff Sommers an der Universität Minnesota angekündigt. Die Verantwortlichen der Uni erklärten bereits, dass diese Veranstaltung nur unter Absicherung durch die Polizei stattfinden könne.



7. Twitter hat einen neuen "Sicherheitsrat" eingerichtet, an dem auch Anita Sarkeesians hochumstrittene Plattform Feminist Frequency beteiligt ist. Hadmut Danisch kommentiert.



8. Indische Männerrechtler benennen den Valentinstag in einen "Falschbeschuldigungen-Tag" um, um so mehr Sensibilität für diese Problematik zu erzeugen.



9. Off-topic: Aktuellen Erkenntnissen zufolge stecken nicht hinter allen flüchtlingsfeindlichen Postings im Internet tatsächlich existierende Menschen. Deutschlandradio Wissen berichtet über Dinge, die Simon Hegelichs Projekt "Social Media Forensics" hrausgefunden hat:

"Wir sind uns ziemlich sicher, dass Bots auf der Facebook-Seite der CSU ausländerfeindliche Kommentare posten", sagt Simon Hegelich. Allerdings ist es schwierig diese Fake-Accounts zu erkennen, und daher seien sie sehr gefährlich, da sie durch ihre Einmischung auch den politischen Kurs eines Landes manipulieren können. So kann sich der Forscher durchaus vorstellen, dass manchen Parteien eine Analyse der Stimmungen im Netz vorgelegt wurden, sie anhand derer sahen, dass "die Stimmung kippt" und daraufhin ihre Politik änderten.


Das ist ein interessantes Szenario: Fipsige CSU-Granden wie Seehofer, die glauben, dass es rechts von der Union keine andere Partei geben dürfe, versuchen beständig, die Wortmeldungen der Bots (und echter Radikaler) rechts zu überholen und sorgen so für eine ständige Eskalation und Hysterisierung der Flüchtlingsdebatte. Dass sie dabei vor allem die eigene Koalition kontinuierlich mit immer schärferen Attacken überziehen, führt bei vielen Bürgern zur Politikverdrossenheit und tatsächlichen Gefühlen der Panik. ("Die streiten sich nur! Die bekommen das nicht in den Griff! Alles ist schlimm! Das Abendland geht unter!") Sie wenden sich daraufhin tatsächlich von den Parteien der Mitte ab und einem radikalen Spektrum zu. Das Ergebnis ist die von den Bot-Erzeugern offenbar erwünschte Destabilisierung der deutschen Demokratie.

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